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Eine Neurofeedback-Behandlung kann bei einer Vielzahl von Störungen hilfreich sein. Dazu gehören unter anderem: Angststörungen, Aufmerksamkeitsstörungen (ADS/ADHS), Autismus, Depression, Epilepsie, Migräne und Schlafstörungen. Speziell bei Kindern kann Neurofeedback auch günstig auf verschiedene schlafbezogene Störungen wirken wie: Albträume, Bettnässen, Nachtschrecken, Schlafwandeln und Zähneknirschen.
Es gibt viele Gründe für einen Neurofeedback-Therapieansatz – wir informieren Sie gerne über nähere Einzelheiten.
Neurofeedback – eine Definition
Neurofeedback ist eine computergestützte Trainingsmethode, bei der dem Patienten ausgewählte Parameter der eigenen Gehirnaktivität, über die man für gewöhnlich keine Wahrnehmung hat, wahrnehmbar gemacht werden. Dafür bekommt das Gehirn über Monitor und Lautsprecher gespiegelt, was es gerade tut (Feedback).
Durch diese Rückmeldung lernen die Patienten ihre Gehirnaktivität selbst besser zu regulieren. Viele Krankheiten, Störungen oder ungewollte Verhaltensmuster sind auf Fehlregulierung der Gehirnaktivität zurückzuführen. Mit Neurofeedback können Patienten lernen, diese Fehlregulationen besser auszugleichen und zu mehr Funktionsfähigkeit zu finden.
Gründe für eine Neurofeedback-Therapie
Es wird angenommen, dass vielen Störungen eine Fehlregulierung der Gehirnfunktion zugrunde liegt. Ziel einer Neurofeedbackbehandlung ist, das Gehirn zu trainieren, seine Funktion zu verbessern. Durch mehrmalige Wiederholung dieses Neurofeedback-Trainings soll sich die Gehirnfunktion dauerhaft umstellen und Symptome der zu behandelnden Störungen können vermindert oder vollständig zum Verschwinden gebracht werden. So berichten ehemalige Migräne Patienten, dass sie nach den (typisch) 15 Sitzungen jahrelang keine Migräne mehr bekommen haben. Diese Menschen werden jedoch eine Prädisposition für Migräne behalten. In wissenschaftlichen Studien konnte gezeigt werden, dass mit einer Neurofeedback-Behandlung von Aufmerksamkeitsstörungen (ADS/ADHS) vergleichbare Resultate erzielt werden können wie mit Medikation mit Methylphenidat.
In den letzten Jahren wird viel in der Anwendung von Neurofeedback im ganzen Spektrum der psychischen Störungen geforscht, teilweise mit erstaunlichen Ergebnissen (siehe auch Literatur).
Bei Patienten, die wegen spezifischer Störungen Medikamente einnehmen, kann durch die Neurofeedback-Behandlung eine Reduktion der Medikamentendosis oder gar ein Absetzen der Medikamente notwendig werden. Keinesfalls jedoch ist Neurofeedback als ein Allheilmittel zu sehen und kann Medikation nicht immer ersetzen.
Neben der eher medizinischen Anwendung wird Neurofeedback auch für Tiefentspannung und Meditation eingesetzt.
Menschen, die bereits sehr gut auf ihrem Gebiet sind, wollen oft noch besser werden (Musiker, Spitzensportler, Manager). Diese stoßen immer häufiger auf Neurofeedback für Spitzenleistungstraining (Peak Performance Training).
Bei alternden Menschen kann eine gute Gehirnfunktion idealerweise durch regelmäßiges Neurofeedback-Training unterstützt werden. Fast jedes Gehirn, unabhängig davon in welchem Ausgangszustand es sich befindet, kann zu besserer Funktion trainiert werden.
Nebenwirkungen einer Neurofeedbacktherapie
Neurofeedback-Training kann, wenn nicht korrekt durchgeführt, unerwünschte Nebenwirkungen haben wie solche im Zusammenhang mit unangepasster Aktivierung, also z.B. Erregtheit, Angstzustände, Benommenheit, Schlafstörungen, Depressionen oder epileptische Anfälle. Solche Effekte sollten von kurzer Dauer sein, es sei denn falsches Training wird über längere Zeit fortgesetzt. Falsches Training kann Symptome verstärken anstatt zu lindern. Eine Neurofeedbacktherapie sollte daher aussschließlich von ausgebildetem Fachpersonal durchgeführt werden.
Erstgespräch
Am Beginn eines jeder Neurofeedback-Therapie (auch Neurofeedback Training oder EEG Biofeedback Therapie genannt) steht ein ausführliches Assessment mit dem Neurofeedback Therapeuten. Dabei wird eine sorgfältige Anamnese erhoben und der Patient hat die Möglichkeit die Krankheitsgeschichte, Symptome und Behandlungsziele zu schildern.
Je nach Indikation und beruflichem Hintergrund des Neurofeedback Therapeuten können verschiedene Test, wie z.B. Reiz-Reaktion Tests durchgeführt werden oder der Therapeut verweist die Patienten zur eventuell weiteren Abklärung an entsprechende Kollegen.
Anhand des ersten Gespräches und der Testergebnisse wird entschieden, ob Neurofeedback eine sinnvolle Behandlungsmöglichkeit darstellt und es wird ein entsprechender Behandlungsplan erstellt.
Dauer und Häufigkeit
In der Regel finden die Sitzungen 1-3 mal pro Woche statt. Nach 20 Sitzungen findet wiederum ein Assessment statt und die Ergebnisse werden mit den Ausgangswerten und den gesteckten Zielen verglichen. Danach wird entschieden, ob und wie die Neurofeedback-Therapie fortgesetzt werden soll.
Ablauf einer Sitzung
Die einzelnen Sitzungen beginnen jeweils mit einer Abklärung der bisherigen Neurofeedback Effekte. Dazu ist eine gute Zusammenarbeit zwischen Patient (evtl. Eltern des Patienten) und Therapeut erforderlich, um das Neurofeedback-Training von Sitzung zu Sitzung zu optimieren.
Für die meisten Neurofeedback-Anwendungen genügen 3 Elektroden, die mit einer Paste auf der Kopfhaut befestigt werden. Mit den Elektroden werden die Schwankungen des elektrischen Potentials gemessen, die durch das Gehirn erzeugt werden. Für die erste Sitzung wird meist mit einer Elektrodenpositionierung begonnen, im Verlauf des Trainings können dann weitere, spezifische Elektrodenplatzierungen hinzugenommen werden. Der Neurofeedback Therapeut entscheidet, über welchen Gehirnbereichen die Elektroden angebracht werden und welche Frequenzbereiche aus dem elektrischen Signal herausgefiltert und dem Patienten zurückgemeldet werden.
Der Patient darf aus einer Vielzahl von Möglichkeiten ein angenehmes Feedback auswählen und bekommt dann über den Monitor visuelles, über die Lautsprecher auditives und eventuell über ein vibrierendes Stofftier zusätzlich kinästhetisches Feedback. Das Feedback ist in modernen Neurofeedback-Systemen recht vielfältig, z.B. können in Computerspielen mehrere Eigenschaften im Spiel gleichzeitig von der Hirnwellenanalyse in Echtzeit gesteuert werden. In einigen Computerspielen werden bis zu 17 Parameter durch die Hirnwellen gesteuert. In manchen Fällen mag ein entspanntes und ruhiges Feedback sinnvoller sein. So können beispielsweise verschiedene Videos durch das Feedback verändert werden, indem sie etwas vernebelt, verpixelt oder kleiner und größer werden. So werden dem Gehirn auf ganz verschiedene Art und Weise wichtige Informationen über die inneren Zustandsänderungen gespiegelt.
Ende der Therapie
Nach genügend Neurofeedback-Training, werden die Sitzungsabstände langsam vergrößert. Bleiben die erreichten Linderung der Symptome und die erreichten Ziele über größere Zeitabstände stabil kann die Neurofeedback-Therapie beendet werden.
Effizienz des Verfahrens
Gute Technologie ist nur eine Komponente für effizientes Neurofeedback. Noch wichtiger ist ein effizientes Therapieverfahren. Verglichen mit dem Auto eine gute Strassenkarte bzw. ein gutes Navi. Im Hause Othmer wurde im Verlaufe der letzten 25 Jahre ein Verfahren entwickelt, das als sehr effizient betrachtet wird: Das Othmerverfahren: Bei der Entwicklung der Methode wurde vorgegangen, wie bei der Entwicklung von Pharmazeutika: Ausgehend von bewährten Neurofeedbackprotokollen (wie z.B. das klassische Beta-SMR Training) wurden rein basierend auf der Wirkung beim Klienten die Feedbackparameter optimiert und weiterentwickelt, begleitet von einer laufenden Weiterentwicklung der Neurofeedback Hard- und Software. Dies führte dazu, dass mittlerweile Signale in das Training mit einbezogen werden, die bis anhin immer als "Baseline Wander" weggefiltert wurden, nämlich die ganz tiefen Frequenzen (ILF = Infra Low Frequency). Einzig das Verfahren des SCP Trainings (Slow Cortical Potentials = Langsame Kortikale Potentiale) arbeitet ebenfalls in diesem Bereich.
Das Othmerverfahren heute stellt eine Kombination aus drei leistungsfähigen Einzelkomponenten dar:
- Klassisches Frequenzbandtraining: Das klassische Frequenzbandtraining ist klarer Bestandteil von Cygnet und dem Othmerverfahren. Selbst wenn wir bei niedrigsten Frequenzen arbeiten, nutzen wir die Dynamik der Feedbackverfahren; ausserdem sind immer viele individuelle Inhibits am Werke, bis hinauf zu 40Hz.
- ILF Training: Die Wirksamkeit der Arbeit im Bereich der lansamen kortikalen Potentiale ist dank der vielen Studien der letzten Jahre in Deutschland inzwischen klar bewiesen. Wir haben uns in den letzten Jahren empirisch an diesen Frequenzbereich herangetastet und die Protokolle laufend optimiert.
- Bipolares Training: Empirische Untersuchungen haben klar gezeigt, dass Rückmeldung ans Gehirn, wie die zwei Regionen im Verhältnis zueinander arbeiten, wesentlich effizienter ist, als nur die Aktivität einer einzigen anzuzeigen. Die meisten Protokolle des Othmerverfahrens basieren auf bipolaren Ableitungen. Anmerkung: Dennoch kommen wir in der Regel mit einem EEG Kanal aus, was die praktische Arbeit sehr vereinfacht.
Das Modell der selbstregulierenden Netzwerke
Das menschliche Gehirn ist die oberste Steuerzentrale des gesamten Körpers und weil es somit kein noch höheres Regulationszentrum gibt, kann es seine Aufgabe nur dadurch bewältigen, weil es selbst hochgradig organisiert und reguliert ist. Doch wie wird eine solche Selbstregulation durch die vielen Milliarden miteinander vernetzter, elektrisch erregbarer Nervenzellen erreicht? Aufgrund der gewaltigen Fortschritte, die die Hirnforschung in den letzten Dekaden gemacht hat, stellt sich die Frage, ob das bisherige Modell von Über- und Untererregung des Gehirns inzwischen nicht veraltet ist? Aber wie passt dieses Modell zu den neueren Verfahren mit langsamen kortikalen Potentialen (ILF)? Und was haben die Default Mode Networks damit zu tun?
Das schon lange existierende Modell von Über- und Untererregung ist keineswegs veraltet. Im Gegenteil, die Erregungs- Leistungskurve ist nach wie vor ein gutes Modell zur Vorstellung der Selbstregulierung. Ein gesundes Gehirn kann sich schnell auf eine Anforderung einstellen und den dafür notwendigen Erregungslevel halten. Dabei findet es den optimalen Erregungslevel selbst, also ohne unangepasste motorische Aktivität oder den Einfluss von Kaffee, Alkohol oder Medikamenten. Dies alles sind Kennzeichen einer guten Selbstregulierungsfähigkeit.
In welchem Ausmaß das Gehirn mit Selbstregulierungsvorgängen beschäftigt ist zeigt sich daran, dass der Unterschied im Energieverbrauch von Ruhe zu voller Anstrengung bei weniger als fünf Prozent liegt. Dabei verbraucht das Gehirn insgesamt mehr als ein Viertel der Körperenergie und dreiviertel des Blutzuckers.
Wir können also konstatieren, dass sich die alten Modelle zur Anpassung des Erregungslevels im Gehirn bestätigt haben und über die Zeit weiter verfeinert und ergänzt werden konnten. Einzig gibt es nicht mehr den schönen linear gedachten Zusammenhang zwischen Rewardfrequenz und Erregungslevel. (Den mussten wir aber genau genommen schon zu Zeiten des Frequenzbandtrainings verwerfen.)
Bei der Entwicklung von immer effektiverem Neurofeedback-Training mussten wir nämlich feststellen, dass beim Übergang zu immer langsameren Vorgängen, die wir dem Gehirn zurückmelden, die alten Vorstellungen von hohe Frequenz = hohe Erregung, niedrige Frequenz = niedrige Erregung nicht mehr gepasst haben; zumal sich die Trainings-Effekte noch stärker und schneller einstellten, je weiter wir in der Entwicklung in Richtung der niedrigen Frequenzen vorangingen.
Gleichzeitig haben wir gesehen, dass das Gehirn stärker anspricht, wenn mehr Information über das EEG subtiler zurückgemeldet und insbesondere der Patient nicht zu einer aktiven Teilnahme aufgefordert wird ("die Rakete soll möglichst schnell fliegen"). Heute geben wir gar keine Anweisung mehr, außer, dass Feedback zu betrachten.
Wie passt das also alles zusammen? Es geht nach wie vor um Fehlregulierung und die Korrektur derselben. Nur ist es offensichtlich so, dass das Gehirn durch die Art, wie wir die EEG-Aktivitäten zurückmelden, sehr schnell merkt, dass es das Feedback beeinflussen kann, und beginnt, mit dem Prozess zu interagieren. Dabei wird durch die Signalverarbeitung beim Neurofeedback durch uns festgelegt, was das Gehirn als Rückmeldung erhält und somit geben wir vor, was das Gehirn an Potentialunterschieden an der Kopfoberfläche machen muss, damit sich etwas in der Feedbackanimation verändert.
Dadurch, dass wir mit bipolaren Ableitungen arbeiten, melden wir dem Gehirn zurück, was ein ganzes Netzwerk an seinen beiden Enden tut. Wir motivieren also das durch die Elektrodenpositionen gewählte Netzwerk, solche Potentialunterschiede zu erzeugen. Durch die Veränderung, die wir durch das Neurofeedback veranlassen, wird das Netzwerk wie durchgeknetet und lernt so seine Autoregulationsfähigkeit zu verbessern.
Die Ruhenetzwerke sind nun eine sehr interessante Entdeckung, die sehr gut zu obiger Hypothese passt. Es gibt ja eine Reihe solcher Netzwerke, die man mittels fMRI gefunden zu haben glaubt. Das Paper von Markus Raichle "The Restless Brain" (Brain Connectivity, Vol. 1, 2011) gibt hier einen ganz guten Überblick. Es wird dort von "Knotenpunkten" gesprochen- das sind die Bereiche, die in der Bildgebung durch synchrone Aktivität aufgefallen sind. Interessanterweise fallen die von unserer Gruppe empirisch gefundenen Elektrodenpositionen gut mit den dort angegebenen Knotenpunkten der unserer Trainingsabsicht zugeordneten Netzwerke zusammen.
Natürlich ist das alles nur eine Hypothese, aber man muss sagen, dass a) die Entwicklung entlang dieser Hypothese zu schnelleren und stärkeren Effekten des Neurofeedbacks geführt hat, was die Hypothese bestätigen mag, und b) die Überlegung gut zu den bisherigen Erkenntnissen über die Ruhenetzwerke passt.
Mehr als eine Hypothese ist es dennoch nicht. Wir greifen zwei Fingerbreit über der Kortexoberfläche ein sehr rudimentäres Signal ab, welches zudem von großen Elektrodendriften überlagert ist. Dabei interagieren wir mit einem komplexen, plastischen und selbstorganisierenden Netzwerk, über das wir zwar schon erstaunlich viel, aber dennoch eigentlich noch gar nichts wissen. Bis vor zwanzig Jahren gab es die Idee der Plastizität noch nicht einmal.
Wir denken, dass wir mit dem empirischen Entwicklungsansatz auf Basis qualitativer Evidenzkriterien den besten Weg zu effektiven und ethisch vertretbaren Neurofeedbackverfahren gehen. So empfehlen wir ein Neurofeedback Protokoll erst dann oder geben erst dann ein neues Softwaremodul frei, wenn es sich in hunderten Neurofeedbacksitzungen in unserem eigenen klinischen Netzwerk bewährt hat. Parallel zu den Beobachtungen verfeinern wir die Hypothesen und justieren die folgenden Entwicklungsschritte auf die aktuell gewonnen Erkenntnissen.
Modernes Neurofeedback ist ein therapeutisch anspruchsvolles Verfahren. Patienten sind zu unterschiedlich, als dass ein und dasselbe Protokoll die genau gleiche Wirkung haben würde. Weiterhin sind die modernen Verfahren zu wirksam, als dass man den Patienten unbeobachtet lassen könnte, oder man solche Verfahren im Massenbetrieb oder gar zur Heimnutzung verantworten könnte.
Ein Vorteil unserer Methode ist aber, dass es aufgrund der großen Effektivität zu schnellen Rückmeldungen vom Patienten oder aus dem Umfeld kommt (oft schon in der Sitzung), was dann eine zügige iterative Anpassen der Trainingsparameter erlaubt. Damit ist diese Art von Neurofeedback ein starkes Werkzeug für die Therapie, aber es stellt dennoch keinen Therapieersatz dar.